Sprachentwicklung in den ersten Lebensjahren

 

Zusammenfassend einige Schritte:

 

- Im ersten Lebensjahr leisten Kinder viel, auch sprachlich: Sie entdecken die Welt, ihre Stimme und die Stimme der anderen, die Sprachmelodie und viele Laute, den Körperausdruck und das Zeigen. Sie lernen, Sprache als Symbolsystem zu verstehen, das mit Lautfolgen (meist Konsonant-Vokal-Konsonant-Vokal) auf Vorstellungen von Sachen (Gegenstände, Vorgänge, Handlungen, Zustände, Ereignisse…) verweisen kann. Damit verstehen sie das Prinzip der Wörter. Die Zeigegeste bleibt beim Sprechen der Wörter noch einige Zeit erhalten und wird dann seltener.

 

- Nach den ersten Wörtern lernen Kinder im handlungsbegleitenden Dialog mit anderen bald viele Wörter, ca. 50 oder mehr Wörter im zweiten Lebensjahr. Wörter werden anfangs für mehr Sachen als üblich gebraucht (wauwau für alle Tiere als Übergeneralisierung). Sie verstehen die Wörter auch im sprachlichen und situativen Kontext.

 

- Gegen Ende des zweiten Lebensjahrs verbinden Kinder zwei und dann mehr Wörter, sie gebrauchen Mehrwortäußerungen. Die Mehrwortäußerungen werden bald zu „Geschichten" und Sätzen ausgebaut. Während zu Anfang des Spracherwerbs in Einwortäußerungen die Wortart nicht klar ist, kommt bei mehrteiligen Äußerungen das Verb ins Spiel, zuerst oft am Ende der Äußerung (das runterfallen), dann in Zweitstellung (Hund kommt da).

 

- Im dritten Lebensjahr entdecken Kinder die grammatische Form von Wörtern und bilden Mehrzahl (Bälle), Verbformen (auch zweiteilige: die fällt runter), Steigerungsformen (schneller, schneller), die Rollenpronomen ICH und DU, die Artikel, einige Präpositionen und verschiedene Pronomen.

 

- Ab etwa drei Jahren macht die starke Zunahme des Wortschatzes seine Ordnung nötig: Die Kinder unterscheiden, was zusammengehört und was nicht (Die Kuh ist ein Tier, aber die Wiese ist doch kein Tier! Lachen; vgl. Blume ist Kind von Wiese) und bringen Ordnung ins System.

 

- Mit dem Sprechen entwickelt sich auch die Lautbildung weiter, bis zum vierten Lebensjahr sprechen fast alle Kinder so, dass Fremde sie verstehen. Nebensätze werden gebildet, Vergangenheits­formen erscheinen, die Fälle werden meist so gebraucht wie in der Umgebungssprache.

 

Der Ausbau der Sprache verläuft über die gesamte Schulzeit, Kinder lernen in Sprachverhalten,  prachgebrauch und Sprachsystem viel hinzu, insbesondere auch durch Schreiben und Lesen und Umgang mit Literatur (Vorlesen, Texte besprechen, Sachtexte usw.). Unregelmäßige / Starke Verbformen z.B. werden erst im Grundschulalter sicher erworben, ebenso verschiedene Nebensatzarten. Für die Wortbildung und die genaue Lautung ist das Schreiben produktiv, weil es die Wörter durchsichtig macht.

 

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