Maximen des Sprachverhaltens in Zyklus 2 und 3

• Sprachlernen erfolgt primär in Interaktion, sowohl in der Erst- als auch in der Zweit- und Drittsprache. Der reiche dialogische Input (Maximen des Sprachverhaltens in Zyklus 1: handlungsbegleitender Dialog, dialogisches Lesen, tutorial Behavior) ist auch in der Schule der Motor der Sprachentwicklung, ebenso die anderen Maximen des Zyklus 1.

• Das Lernen durch imitierendes Mittun wird oft gering geschätzt, zu Unrecht. Dass Kinder etwas mittun, hat in der Schule in vielen Bereichen seinen Platz: Sozialverhalten, höflicher Sprachgebrauch, Schreiben lernen, genauer Ausdruck, Wortschatz und Grammatik usw. Außerdem spielt es bei eigenen Aktivitäten in den naturwissenschaftlichen Fächern eine Rolle, im Sport, in Musik und Spiel...

• Das Willkommensein und die personale Adressierung gelten auch in der Primärschule (und später). Maximen des Sprachverhaltens in Zyklus 1.

• Individuelle Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten bilden die Basis des entdeckenden Lernens und des Ausbaus der Kompetenzen.

• Anerkennung macht Kinder stark: „Die Menschen stärken, die Sachen klären." (H. v. Hentig); dazu zählt auch die Anerkennung ihrer Sprachaufmerksamkeit und ihrer Kompetenz zum Sprachvergleich.

• Respekt vor den mitgebrachten Sprachen: Die von den Kindern mitgebrachten Sprachen werden nicht verboten; freilich gibt es Übereinkünfte, wann welche Sprache gebraucht werden kann. Die Verständigungssprache im Unterricht ist vereinbart: Deutsch oder Französisch. Die Kinder werden jedoch ermuntert, ihre Beobachtungen und Reflexionen über andere Sprachen in der Klasse mitzuteilen, so dass der sprachliche Horizont aller Kinder erweitert wird und sich sprachentdeckendes Lernen im Vergleich der Sprachen ereignet. Sprachaufmerksamkeit, Sprachvergleich.

• Den Kindern vertrauen, etwas zutrauen und Sinn vermuten: Als Grundhaltung vermuten Lehrpersonen hinter den Handlungen und Äußerungen der Kinder Sinn, auch wenn sie ihn nicht sofort verstehen. Dazu gehört ein Grundvertrauen, das die Kinder stärkt. Diese Haltung erstreckt sich auch auf inhaltliche Zusammenhänge und auf Sprachbeobachtungen. Das hat Folgen für die selbständiger werdende Arbeit der Kinder und ihre Partizipation.

• Methodenvielfalt und Kooperationsfähigkeit entwickeln: In vielen Arbeitszusammenhängen haben Kinder Vorstellungen davon, wie man verfahren könnte. Wenn sie unterschiedliche Vorschläge machen, kann ein Konsens hergestellt werden, in welcher Reihenfolge oder von welchen Gruppen die jeweiligen Arbeitsschritte erfolgen können. Sanfte Anleitung durch die Lehrperson ist notwendig, aber auch Zurückhaltung. Nicht jeder Weg führt zum (selben) Ziel, auch das ist eine wichtige Erfahrung, ebenso wie der Misserfolg. Durch Methodendiskussion, -erprobung und –reflexion entwickeln Kinder Methodenbewusstsein und lernen Methoden-vielfalt kennen. Gleichzeitig erfahren sie die Notwendigkeit von Kooperation und Team.

• Interventionen minimieren: Zurückhaltung der Lehrperson ist insbesondere in Situationen geboten, in denen Kinder selbsttätig und teilautonom arbeiten. Durch Herumgehen und Lauschen fühlen sich die Kinder leicht kontrolliert; die Lehrerfrage nach dem Stand der Arbeit unterbricht oft Arbeitsprozesse in Gruppenarbeiten. Die Wiederherstellung der Arbeitshaltung kostet Zeit und gelingt manchmal gar nicht. Lehrpersonen sollten Geduld aufbringen, abzuwarten, dass sie gefragt oder um Hilfe gebeten werden.

• Konstruktiv-kooperative Korrekturangebote: Die Rolle der Lehrperson kann in vielen Kontexten die der Berater/-in sein; ständige Dominanz und Vorgabe der Richtung wird nicht gefordert, wenn Kinder selbst entdecken dürfen. Dennoch ist ein Eingreifen von Zeit zu Zeit nötig. Lehrpersonen geben dazu ihre Korrekturüberlegungen als Frage an die Klasse oder Gruppe, die sich mit dieser Anregung auseinandersetzt.

• Mit den Familien sprechen: Der Kontakt mit den Familien ist für die Entwicklung der Kinder von größter Bedeutung. Auch für die Kooperation mit Eltern (mit oder ohne Migrationshintergrund) gibt es Beteiligungskonzepte.

Das Institut de Formation continue empfiehlt die folgenden Weiterbildungsangebote: