Schriftspracherwerb bei gebärdensprachorientierten Schülerinnen und Schülern

Kontext / Contexte

Schriftspracherwerb bei schwerhörigen Schülerinnen und Schülern und tauben Schülerinnen und Schülern mit Gebärdensprache als Erstsprache.
Die Weiterbildung intendiert, den Teilnehmenden empirisch fundiertes Wissen über den Schriftspracherwerb von schwerhörigen Schülerinnen und Schülern und tauben Schülerinnen und Schülern mit Gebärdensprache als Erstsprache zu vermitteln und sie zu befähigen, das erworbene Wissen im Unterricht methodisch umzusetzen.

Zielsetzung / Objectifs

Wissen
Die Teilnehmenden kennen:
- Lernbedingungen schwerhöriger Schülerinnen und Schüler und tauber Schülerinnen und Schüler mit Gebärdensprache als Erstsprache (Deutsch als Erst- und Zweitsprache) für den Schriftspracherwerb
- Grenzen eines auditiven Zugangs zur Schrift für schwerhörige und taube Schülerinnen und Schüler und Möglichkeiten eines alternativen visuellen Wegs in die Schriftsprache
- Vorteile eines visuellen Zugangs zur Schrift zur Verbesserung der Rechtschreibung, zum Wortschatzaufbau und zur Entwicklung basaler Lesefähigkeit
- methodische Einsatzbereiche für Fingeralphabet, Gebärdensprache, visuell orientierte Materialien.

Fähigkeiten
Die Teilnehmenden sind in der Lage:
- entsprechend der individuellen Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler methodische Entscheidungen für den Schriftspracherwerb zu treffen
- vielfältige Methodiken zur Umsetzung visueller Lernwege anzuwenden
- Lese- und Schreibtestungen durchzuführen, um Schriftspracherwerbsprozesse förderdiagnostisch zu begleiten.

Haltung
Die Teilnehmenden:
- sind offen für einen alternativen visuellen Weg in die Schriftsprache
- wertschätzen die visuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler als wertvolle Ressource.

Inhalt / Contenu

In dieser Weiterbildung werden zwei neue Ansätze vorgestellt:

Ein visueller Zugang in die Schriftsprache, der den traditionell auditiv orientierten Ansatz durch visuelle Methodiken erweitert.
Studien zeigen, dass die starken visuellen Fähigkeiten schwerhöriger und tauber Schülerinnen und Schüler eine wertvolle Ressource für den Schriftspracherwerb darstellen. Anhand von Unterrichtsbeobachtungen und Studien wird gezeigt, dass das Fingeralphabet, die visuelle Merkfähigkeit und visuell erfassbare Merkmale des Schriftsystems beim Wortschatzaufbau, Lesen-/Schreibenlernen und für die Entwicklung von Rechtschreibfähigkeiten eine entscheidende Rolle spielen.
Der zweite Ansatz nimmt den Schriftspracherwerb aus der Perspektive des Zweitspracherwerbs in den Blick: implizite und explizite Lernprozesse dieses besonderen Schriftzweitspracherwerbs werden erläutert und die Vorteile ihrer Berücksichtigung im Sprach-/ Grammatikunterricht erläutert.
Da die Entwicklung von Lesefähigkeit einen entscheidenden Einfluss auf den Schriftspracherwerb hat, wird ein förderdiagnostischer Ansatz zur Lese- und Schriftsprachentwicklung vorgestellt und mithilfe von Schülertexten und Ergebnissen von Lesetests veranschaulicht.

Arbeitsformen / Approche méthodologique

- theoretisch Ausführungen mit Veranschaulichung durch Beispiele aus der Unterrichtspraxis
- praktische Erprobung von Materialien und Methoden
- Textanalysen und Testauswertung in Partnerarbeit
- Anpassung von Materialien in Gruppenarbeit^.

Referent, Referentin / Formateur, formatrice

Dr. phil. Iris Wagener, Wiss. Mitarbeiterin an der Universität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft (EW2), Deafness, Language and Learning Lab (D2L), Sonderschullehrerin für Gehörlosen-/ Sprachheilpädagogik

Remarques / Anmerkung

Die Teilnehmenden sollten mitbringen:
- Unterrichtserfahrungen mit schwerhörigen Schülerinnen und Schülern und tauben Schülerinnen und Schüler mit Gebärdensprache als Erstsprache
- Interesse an vertieftem Wissen über den Sprach- und Schriftspracherwerb, Gebärdensprache sowie Mehrsprachigkeit bei schwerhörigen und tauben Schülerinnen und Schülern.