Nimmst du noch wahr oder beobachtest du schon? Mit Kompetenz, Ressource und Performanz Wahrnehmung und Beobachtung fundieren

Kontext / Contexte

„…Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ In den meisten Ländern in Europa richtet sich (sonder)pädagogisches Arbeiten an diesem Grundsatz aus. Einfache Gedanken gestalten sich jedoch in der Umsetzung schwieriger als sie sich auf Papier niederschreiben lassen. In diesem Seminar werden grundlegende Voraussetzungen geschaffen und diskutiert, die einen Perspektivenwechsel in Richtung gelebte Inklusion fundieren.
Ein wesentlicher Schlüssel gelebter Inklusion ist, Menschen generell nicht auf ihre Defizite zu reduzieren, sondern ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Kontext auszuführender Handlungen zu betrachten. Somit also ihre Ressourcen zu schulen, damit in der Performanz, die Kompetenz im Bezug auf eine Sache zum Tragen kommt. Das R-K-P Modell startet in diesem Sinne in der Beobachtung von berufs- und/oder praxisrelevanten Skills.
Das Durchführen von gezielten standardisierten Beobachtungen gilt als einer der grundlegenden Handwerkstechniken innerhalb der (sonder)pädagogischen Profession. Zunehmend müssen diese Erkenntnisse eingebettet werden in kompetenzorientierte Aussagen, die weitergehende Fördermaßnahmen fundieren. Wie gestaltet sich jedoch eine kompetenzorientierte Beobachtung und in welchem Zusammenhang steht eine ressourcenorientierte Förderung mit einem vorangegangen Kompetenzscreening?
Diese Fortbildung zeigt konkret in praktischen Übungen wie ein klientenspezifischer Kompetenzscreeningbogen erstellt wird. Die Veranstaltung informiert über das R-K-P Modell, welches über die Begriffe Ressource, Kompetenz und Performanz, grundlegende Aussagen über die Funktion und praktische Kompatibilität von Kompetenzraster enthält. Sie zeigt auf, wie Kompetenzen formuliert werden, damit sie einerseits überprüfbar sind und andererseits gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien entsprechen.
Letztlich entscheiden die Teilnehmer/-innen darüber, ob sich die Ausrichtung des praktischen Teils (erstellen der kompetenzorientierten Beobachtungsbögen) z.B. an einem Lehrplan, an frühkindlichen Bildungsempfehlungen oder an eine sonderpädagogischen Diagnostik anlehnt.

Zielsetzung / Objectifs

Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen:
- Die Bedeutung der Performanz zur Überprüfung von wahrgenommener Kompetenz
- Inhaltsmomente ressourcenorientierter Förderung
- Kompetenzraster zur Anwendung in einem Kompetenzscreening
- die VIS-Regel zur Formulierung von Kompetenzen und Fördervorhaben
- das R-K-P Modell als didaktische Verständnisgrundlage.

Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage:
- Klient/-innen zu beobachten und daraus Rückschlüsse auf vorhandene Skills zu ziehen
- eine Bewertung von eingesetzten Skills in einer Tätigkeitsausübung vorzunehmen
- Kompetenzbögen so zu gestalten, dass diese zur Selbsteinschätzung von Skills genutzt werden können
- Kompetenzen für ihre Klient/-innen formulieren
- situative Beobachtungen durchzuführen und Wahrgenommenes in einem einfachen Verhaltensmodell einzuordnen.

Haltung
Die Teilnehmer/-innen:
- akzeptieren eine Humanorientierung (Klient/-innen werden als Subjekte und Individuen respektiert und partnerschaftlich und mit Rücksicht auf ihre Interessen begleitet)
- sorgen für eine Ressourcenorientierung (Klient/-innen sind wichtiger Erfolgsfaktor und zentrale Ressource in jedem Fördervorhaben).

Inhalt / Contenu

Gemeinschaftlich erkunden die Teilnehmenden zunächst das R-K-P Modell. Sie übertragen die gewonnenen Erkenntnisse in ihre Perspektive von Wahrnehmung und Beobachtung. Im Anschluss erarbeiten sie sich den Bedeutungszusammenhang in Bezug auf zu erstellende Screeningbögen und gestalten in der Gruppe ihre klientenspezifischen, kompetenzorientierten Beobachtungsbögen.
In einem weiteren Schritt diskutieren wir ein vereinfachtes Modell der Analyse von Krisensituationen und identifizieren darin wesentliche Bestandteile einer Prävention bezüglich der allgemeinen Wahrnehmungs- und Beobachtungsproblematik.

Arbeitsformen / Approche méthodologique

- Vortrag
- Diskussionsgruppen
- Gruppenarbeiten
- praktische Beispiele.

Referent, Referentin / Formateur, formatrice

Matthias Deutsch, Dipl. Päd., Lehrer, Trainer, Sonderpädagoge, Verhaltensbehindertenpädagoge, Erwachsenenbildner