Einführung in die Systematik und Begrifflichkeiten der ICF - Crashkursus

Kontext / Contexte

Die ICF ist ein bio-psychosoziales Modell, dessen Systematik versucht, das Kind und den Jugendlichen aufgrund seiner besonderen Situation zu verstehen und geeignete Fördermöglichkeiten, sowie Anpassungen in der Umwelt aufzuzeigen.

Das Arbeiten nach ICF ist keine neue medizinische, therapeutische, pädagogische oder psychologische Methode, sondern beinhaltet das Arbeiten nach einer bestimmten Logik. Dies impliziert schlussendlich den Aufbau einer entsprechenden Haltung.
Unser fachlicher Blick richtet sich nicht mehr ausschließlich auf die Defizite, Dysfunktionen und Verhaltensauffälligkeiten eines "behinderten Kindes", sondern auf die vorhandenen Leistungen des Kindes sowie auf Möglichkeiten der Unterstützung.
Einer der Kernpunkte dieser „neuen“ Perspektive ist demnach die konsequente Orientierung an den tatsächlichen Leistungen und Ressourcen der im Fokus stehenden Kinder und Jugendlichen.

Die Fachbegriffe und die Systematik der ICF sind nach einer spezifischen Ordnung und Struktur aufgebaut. Wenn wir unsere Beobachtungen, Einschätzungen und Gedanken ähnlich ordnen und zur Beschreibung der Phänomene die gleichen Fachwörter benutzen, so werden wir uns untereinander besser verstehen.
Als Konsequenz daraus werden die Gespräche über Kinder und Jugendliche klarer, die Berichte besser verständlich und die Förder- und Therapieplanungen konkreter.

Damit wird die ICF zu einem Instrument zur Herstellung von Chancengleichheit, also auch eine Basis für einen inklusiven Anspruch.

Zielsetzung / Objectifs

Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen:
- die "Biographie der ICF" (Herkunft, Sinn und Zweck)
- die Unterschiede zu anderen Klassifikationen wie z. Bsp. der ICD-11
- die Begrifflichkeit der ICF
- die Systematik der ICF
- die wichtigsten Auswirkungen der neuen Denkweise auf verschiedene gesellschaftliche Systeme (Schule, Therapie, Medizin, Krankenkassen usw.).

Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage:
- darzulegen, dass das Arbeiten nach ICF in verschiedener Hinsicht einen Paradigmenwechsel bedeutet
- Informationen zum und rund um den Menschen nach der Struktur und Begrifflichkeit der ICF zu klassifizieren
- die Förderung der Kinder und Jugendlichen als interdisziplinär zu sehen und in mehreren Schritten zu verstehen.

Haltung
Die Teilnehmer/-innen:
- entwickeln einen Paradigmenwechsel: Nicht das Kind ist behindert, sondern das körperfunktionell und/oder körperstrukturell beeinträchtigte Kind wird durch hemmende Umweltfaktoren behindert
- sind bereit, ihr eigenes Kommunikationsverhalten und Denken kritisch zu reflektieren und ggf. zu verändern.

Inhalt / Contenu

Die Teilnehmer/-innen lernen die Systematik und Begrifflichkeit der ICF sowie deren Anwendungen in der Förderung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit spezifischen Bedürfnissen. Es wird außerdem besonderen Wert auf die Differenzierung zwischen Beobachtungen und Interpretationen gelegt, da der Weg zu den Ressourcen einer Person mit einer Beeinträchtigung, im Gegensatz zu einem defizitorientierten Menschenbild, nur so zu ermitteln ist. Abschließend wird angedeutet, in welcher Form der Paradigmenwechsel durch Führungskräfte und die Mitglieder der CNI unterstützt werden kann.

Ziel der Fortbildung ist es, das Basiswissen zu vermitteln, welches darauf hin zu einem weiteren Selbststudium einlädt.

Arbeitsformen / Approche méthodologique

- Theoretischer Input
- Diskussion und Austausch.

Referent, Referentin / Formateur, formatrice

Nathalie Frosio, Diplompädagogin
Carole Martinez, diplomierte Psychologin