CC-CDV - Spezifische Didaktik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung - Baustein 3

Kontext / Contexte

Unter Didaktik wird im Allgemeinen das Durchdenken und Verantworten von Unterrichts- und Förderpraxis verstanden. Aufgrund ihrer besonderen Wahrnehmungsvoraussetzung benötigen Kinder- und Jugendliche mit Sehbeeinträchtigung und Blindheit eine spezifische Herangehensweise. D.h., sie benötigen Anpassungen und Adaptionen bei Unterrichtszielen, Inhalten, Methoden, Medien und der Raumgestaltung. Diese können unter dem Begriff spezifische Didaktik zusammengefasst werden. Eine solche Didaktik hat zum Ziel, den Unterricht bzw. die Förderung auf die besonderen Lernbedürfnisse und Erfordernisse von Schüler/-innen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung anzupassen und somit gleichberechtigten Zugang zu Bildung ermöglichen.

Zielsetzung / Objectifs

Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen :
- diagnostische Verfahren zur Einschätzung der Tastwahrnehmung bei Schülerinnen und Schülern mit Blindheit (inklusive Mehrfachbeeinträchtigung).
- Kriterien für professionelle Schriftentscheidungen bei Sehbeeinträchtigung.
- Materialien und Methoden für Kinder und Jugendliche mit dualer Schriftnutzung.
- den das Konzept „Aktives Lernen“ sowie den FIELA-Förderplan.
- spezifische Hilfsmittel für Kinder mit Mehrfachbeeinträchtigung.
- Besonderheiten der Unterstützen Kommunikation (UK) bei Sehbeeinträchtigungen
- den „Tree of Vision“, das CVI-Range inklusive der Big-Ten Charakteristika von CVI.
- Förderprinzipien für Schülerinnen und Schüler mit CVI.

Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage :
- das Tastvermögen von Kindern und Jugendlichen mit Blindheit (und ggf. Mehrfachbeeinträchtigung) förderdiagnostisch einzuschätzen, mit Fachbegriffen zu beschreiben und auf Basis der Lernvoraussetzungen passende Fördermaterialien und Förderansätze auszuwählen.
- Schriftentscheidungen datenbasiert und professionell vorzunehmen, indem sie informelle diagnostische Tests anwenden, Informationen von weiteren Fachpersonen einholen und Beobachtungen durchführen.
- Materialien und Förderpläne für Kinder mit dualer Schriftnutzung (Braille- und Schwarzschrift), Mehrfachbeeinträchtigung (inklusive CVI) auszuarbeiten.

Haltung
Die Teilnehmer/-innen :
- reflektieren die Auswirkungen von Schriftentscheidungen auf die Lernbiografie der Schülerinnen und Schüler.
- reflektieren förderdiagnostische Ansätze vor dem Hintergrund der Lernvoraussetzungen eigener Schülerinnen und Schüler
- reflektieren individuelle Lernvoraussetzungen von Schüler/-innen vor dem Hintergrund fachdidaktischer Besonderheiten.

Inhalt / Contenu

Das Angebot „Spezifische Didaktik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung“ ist ein mehrjähriges Weiterbildungsangebot, dass sich in vier Bausteine gliedert.

1. Baustein (2022)
Block 1a: Grundlagen und Expanded Core Curriculum (ECC)
Block 1b: Spezifische Didaktik und Inklusion

2. Baustein (2023)
Block 2a: Lesen & Schreiben
Block 2b: Mathematik & Naturwissenschaften

3. Baustein (2024)
Block 3.a: Schriftentscheidungen und Duale Schriftnutzung
Block 3.b: Förderung und Konzepte bei Cerebral Visual Impairments (CVI) und Mehrfachbeeinträchtigung (MFB)

4. Baustein (2025)
Block 4a: Sonderpädagogische Diagnostik
Block 4b: Lern- und Entwicklungsstände bei Blindheit & Sehbeeinträchtigung diagnostisch einschätzen

In Block 3a (24.01.24 - 26.01.24) werden die fachdidaktischen Besonderheiten beim Lesen der Brailleschrift vertieft, indem Taststrategien und Tastbewegungen von Punktschriftlesenden analysiert werden. Daran anschließend erfolgt eine Einführung in die das förderdiagnostische Instrument „Tactual Profile“ und das Förderkonzept „Individualized Meaning-centered Approach to Braille Literacy Education“. Innerhalb der Weiterbildung beschäftigen sich die Teilnehmende zudem intensiv mit der Schriftentscheidungen (Braille-, Schwarzschrift oder ein dualer Zugang). Dafür werden unterschiedliche Assessments vorgestellt und gemeinsam mit der Gruppe Charakteristika professioneller Schriftentscheidung herausgearbeitet. Im letzten Teil der Weiterbildung stehen die methodisch-didaktischen Besonderheiten von Schülerinnen und Schülern mit dualer Schriftnutzung im Mittelpunkt. Anhand von Fallbeispielen und Materialerkundungen werden diese praktisch veranschaulicht.

In Block 3b (19.06.24 - 21.06.24) stehen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen mit Mehrfachbeeinträchtigung im Mittelpunkt. Es erfolgt eine Einführung in das Konzept „Aktives Lernen“ sowie den „FIELA-Förderplan“ von Lili Nielsen. Dazu werden unterschiedliche diagnostische Beobachtungsbögen zur Einschätzung der Lernausgangslage vorgestellt, ebenso wie Ressourcen und Plattformen mit Lernaktivitäten für Kinder mit Mehrfachbeeinträchtigung. Dazu erfolgt eine Vertiefung in den Bereichen Kommunikation, Wahrnehmung und spezifische Hilfsmittel. Es werden beispielsweise Kriterien für Unterstützte Kommunikation (UK) bei Sehbeeinträchtigung thematisiert, Aktivitäten zur haptischen Wahrnehmungsförderung geplant und Handreichungen für spezifische Hilfsmittel bei Mehrfachbeeinträchtigung erarbeitet. Am dritten Tag erfolgt eine Kurzeinführung in das Thema Cerebral Visual Impairments (CVI). In einem Impulsreferat wird in die visuelle Verarbeitung eingeführt und gemeinsam ein „Tree of Vision“ gestaltet. Anschließend wird in das förderdiagnostische Konzept „CVI-Range“ (Roman-Lanzy 2018) eingeführt und Förderprinzipien für Kinder und Jugendliche mit CVI auf die didaktischen Grunddimensionen Raum, Zeit, Ziele, Sozialformen, Inhalte übertragen.

Arbeitsformen / Approche méthodologique

In der Weiterbildung wechseln sich Impulsreferate zu Schlüsselthemen sowie Partner- und Gruppenarbeiten ab. Dabei werden Themen erarbeitet, erprobt und reflektiert. Durch den Methodenwechsel soll ein möglichst handlungsorientiertes Lernen ermöglicht werden.

Referent, Referentin / Formateur, formatrice

Fabian Winter, Professor für Bildung bei Beeinträchtigung des Sehens, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich