Maximen des Sprachverhaltens in Zyklus 1
• Kinder lernen Sprache(n) von Erwachsenen: Sprache wird von der vorigen auf die nächste Generation weitergegeben. Ein zuwendungsorientiertes, reiches und gutes mündliches Sprachangebot der Erwachsenen vermittelt den Kindern den nötigen Input. Mit anderen Kindern können Kinder Sprache anwenden und üben.
• Adressierung: Jedes Kind wird angesprochen und soll sich persönlich gemeint und geschätzt fühlen. Kein Kind geht in der Gruppe unter.
• Willkommen vermitteln: Dass ein Gegenüber spiegelt, ob es/er/sie willkommen ist oder eher abgelehnt wird, kann auch bei Kindern beobachtet werden. Von der ersten Begegnung an sollten Kinder sich in der Schule willkommen fühlen, weil dies sie aufnahmefähig für das Lernen macht. Die erste Begegnung kann auf die gesamte Schulzeit wirken, über Zyklus 1 hinaus. Lehrpersonen wenden sich den Kindern zu und machen von Anfang an deutlich, dass ihnen der Kontakt wichtig ist.
• Reicher Input: Die Erzieher/-innen sprechen mit jedem Kind ausführlich über Inhalte und Wünsche und Erlebnisse usw. Dadurch entsteht ein reicher Input, auch über die Natur. Es reicht nicht, sich nur organisatorisch-direktiv an die Kinder zu wenden („Tu dies, lass das, hole das Buch, trinke deinen Tee… Jetzt ziehen alle Kinder ihre Jacke an…")
• Die Ohren der Lehrer/-in: Das willig hörende Ohr der Lehrer/-in ist meist die Voraussetzung für Mitteilungen, Fragen und Vorschläge des Kindes: ein Sach-Ohr, ein Beziehungs-Ohr, ein Selbstoffenbarungs-Ohr, ein Appell-Ohr. In der Mitteilung des Kindes hört die Lehrer/-in, worum es geht, gleichzeitig aber auch, wie das Kind zu ihr eine Beziehung knüpft, was es dabei über sich preisgibt und was es erreichen möchte. Die Äußerung wird also in einen größeren Beziehungskontext eingebettet.
• Lautung der Zweitsprache fördern: Die Lehrer/-in spricht deutlich (nicht übertrieben!) und achtet freundlich darauf, dass auch das Kind klar spricht (Sprechspiele und Mundbewegungsspiele, Spaßiges nachsprechen usw.) In schwierigen Fällen holt sie professionelle Hilfe.
• Handlungsbegleitender Dialog: Es wird nicht nur Organisatorisches mit dem Kind besprochen, sondern das Erlebte, das Tun und die Entdeckungen werden laufend versprachlicht. Die Lehrer/-in sagt stets, was sie tut und begründet es evtl., und die Kinder reden im Dialog mit, oft auch über die Natur. So bildet sich handlungsbegleitend die Sprache aus und entwickelt sich in Stufen in Richtung Bildungssprache.
• Rituale, Reime, Lieder: Wiederkehrende Rituale im Schulalltag geben den Kindern Sicherheit, und die wiederkehrenden Äußerungen dabei können sie bald mitsprechen. Auf diese Weise lernen auch Kinder, die zuhause eine andere Sprache sprechen, sich in der Schule auszudrücken. Das ist der erste Schritt zum sprachlichen Handeln, auch wenn noch nicht alle Kinder die Äußerungen genau durchschauen. Hilfe beim sprachlichen Lernen bilden Reim, Rhythmus, Melodie und Bewegung; deshalb fungieren sie als Stützelemente. Bewegungslieder sind vor allem am Anfang hilfreich. Auch die Lautung wird durch Lieder leichter erworben.
• Tutorial Behaviour: Kinder gebrauchen zunächst Kurzäußerungen, die dann von der Lehrerin antwortend erweitert werden (Expansion); z.B. Kind italienischer Erstsprache: „im Spielplatz - eine Mädchen – die rutsch"; Erzieherin: „Ja genau, da sind Kinder auf dem Spielplatz. Du siehst ein Mädchen, das rutscht die Rutsche runter." Das ist kein Echo, sondern dient dem Ausbau der kindlichen Sprache, hier der deutschen Sprache.
• Dialogisches Lesen in Kleinstgruppen: Das Leseerlebnis soll möglichst angenehm sein, direkt an die Kinder adressiert. (Vor-)Lesen ist attraktiv und fördert die Konzentration. Am besten sind die Kinder der Lehrer/-in nahe und fühlen sich direkt vom Vorlesen angesprochen. Sie sprechen beim zweiten oder dritten Vorlesen mit. Vor allem wenn die Lehrer/-in einzelne Wörter verzögert vorliest, fühlen sie sich zum Mitsprechen aufgefordert und steigen dabei tiefer in die Geschichte und die Sprache ein.
Das Institut de Formation continue empfiehlt die folgenden Weiterbildungsangebote:
Weitere interessante Angebote finden Sie unter:
Défis pluriels : enseigner et apprendre en contextes plurilingues et -culturels