Integrierte Mehrsprachigkeit in Zyklus 2

Zyklus 2: Das Prinzip, die Sprachbeobachtungen der Kinder von Anfang an wertschätzend aufzunehmen und, von solchen Äußerungen ausgehend, zuerst episodisch und dann immer wieder andere Sprachen in den Deutschunterricht und den Unterricht der Fächer zu integrieren, bewirkt von Zyklus 2 an mehreres:

- Die Kinder werden motiviert, ihre eigenen Überlegungen beizusteuern, weil sie damit gute Erfahrungen machen. Dazu müssen sie dem Unterricht folgen, also aufpassen, weil sie ja Eigenes beitragen wollen.

- Wenn z.B. im Sachunterricht (sciences sociales et naturelles) oder in einem Lesetext vom Wasser die Rede ist, sagt manchmal ein Kind spontan das Wort Wasser in seiner Sprache, und die andern Kinder ergänzen es: Wasser heißt ital. acqua, pg. água, span. agua, kroat. voda, fr. eau, engl. water. Das muss nicht geschrieben werden; es könnten aber mit der Zeit an einer Wand bebilderte Wortkarten gesammelt werden, die die Sprachenvielfalt sichtbar machen.

- Die Kinder erfahren, dass ihre Überlegungen zu Sprache willkommen sind, und fühlen sich ermuntert, sie weiter mitzuteilen.

- Kinder mit hohen eigenen Redeanteilen sind aufmerksamer und lernen mehr, sagt die Unterrichtsforschung. Sie lernen fachlich mehr, weil sie das Fachwissen kognitiv umwälzen. Sie lernen sprachlich mehr, weil sie sich dabei sprachlich ausdrücken und dies üben, wobei wieder die Passung Sache-Sprache gesucht wird (Sprache für die Welt des systematischen Wissens Bildungssprache). Angeregt, dabei auch Verbindungen zu Sprachen ihrer Lebenswelt zu schaffen, benutzen die Kinder deren Sprachen; und die Sprachen profitieren davon, dass sie mitgedacht werden und so dabei sind.

- In dieser Konstellation werden Sprachen und Sachwissen verbunden, von Anfang an, zunächst mündlich, dann auch schriftlich. Hier liegt ein motivierender Einstieg in die Kompetenz, in mehreren Sprachen über die Sachen sprechen zu können (kognitiv und interaktiv).

- Die Sprachen gewinnen Prestige, weil sie in der Schule vorkommen, und damit wächst auch das Prestige ihrer Sprecher. Es stellt sich heraus, dass alle Sprachen geeignet sind, Wissen und Gedanken über die Welt und das Leben auszudrücken. An kleinen Beispielen wird sichtbar, dass Sprachen dabei unterschiedlich verfahren  und dass es oft mehr als einen Weg zum Ziel, etwas auszudrücken, gibt. Beispiel:
frz. la poussette (Ableitung von pousser), le landau, altmodisch la voiture d'enfant; le buggy (Internationalismus) – dt. der Kinderwagen bzw. altmodisch Sportwagen (Zusammensetzung aus Zielwort Wagen und Bestimmungswort Kinder), der Buggy (Internationalismus)

- Alle Kinder erleben sich im mehrsprachigen Kontakt. Alle Kinder erwerben zu den häuslichen Sprachen weitere Sprachen, teils auch nur einzelne Wörter davon. Dennoch: dadurch definieren sie sich selbst als mehrsprachig, und Mehrsprachigkeit ist in ihrer Lebenswelt normal. Sie erleben, dass Mehrsprachigkeit lustvoll sein kann.

Das Institut de Formation continue empfiehlt die folgenden Weiterbildungsangebote: