Wohlbefinden und Achtsamkeit im Bildungsbereich
Autorin: Berenice Boxler
Achtsamkeit gewinnt im Bildungsbereich zunehmend an Bedeutung. Sie fördert nicht nur das Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften, sondern trägt auch zur Verbesserung von Konzentration, Stressbewältigung und sozialem Miteinander bei. Durch Achtsamkeitstechniken wie zum Beispiel bewusstes Atmen und gezieltes Fokussieren der Aufmerksamkeit entwickeln und stärken Lernende und Lehrende Fähigkeiten der Selbstwahrnehmung und Emotionsregulation. In einer immer komplexer werdenden Welt kann Achtsamkeit dabei helfen, einen Raum der Ruhe und Selbstreflexion im Schulalltag zu schaffen, der nachhaltiges Lernen und persönliches Wachstum unterstützt.
Warum Achtsamkeit in der Schule?
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schreibt im September 2024 in ihrer Stellungnahme folgende Empfehlung zur Förderung der Selbstregulationskompetenzen von Kindern und Jugendlichen an Kindertageseinrichtungen und Schulen: „Achtsamkeits- und mitgefühlsbasierte Programme werden zunehmend auch in Kindertageseinrichtungen und Schulen eingesetzt. (…) Achtsamkeitsbasierte Programme werden auch für Lehrerinnen und Lehrer angeboten und haben positive Effekte auf deren mentale Gesundheit. Außerdem können solche Programme auch das Schulklima sowie die gesamte Schulsituation positiv beeinflussen und stärken damit wichtige Förderfaktoren für die Selbstregulation von Kindern und Jugendlichen.“ (S. 60)
Die Einführung von Achtsamkeit in Schulen und Kindertagesstätten beginnt bei den Erwachsenen und kann dann auf verschiedene Weise direkt oder indirekt in den Unterricht integriert werden. Zahlreiche Studien belegen, dass Achtsamkeit auf vielen Ebenen wirken kann. Bei Erwachsenen geht es um Stressbewältigung und Resilienzförderung, um das eigene Wohlbefinden und um die mentale Gesundheit. Bei Kindern und Jugendlichen geht es besonders um Stressbewältigung und Selbstregulation, um den Umgang mit Gefühlen und Gedanken, um den Umgang mit Leistungsdruck und um Herzensbildung. Und auf der zwischenmenschlichen Ebene – ganz essenziell, nicht nur im Bildungsbereich – geht es um Beziehungen, um angepasste und sinnvolle Kommunikation, um Mitgefühl und Verbundenheit, um den Umgang mit Konflikten, um Solidarität und Kooperation.
In all diesen Bereichen und darüber hinaus kann die Praxis der Achtsamkeit einen positiven Einfluss haben, um den Herausforderungen des Alltags gestärkt begegnen zu können – Eigenschaften, die für den Rest des Lebens hilfreich sind.
Definition: Was ist Achtsamkeit?
FAQ – fünf häufige Fragen zur Achtsamkeit
Muss ich meditieren?
NEIN.
Niemand muss meditieren oder im perfekten Schneidersitz sitzen, um achtsam zu sein. Meditation ist nur EINE Form der Achtsamkeitspraxis und kann ganz vielfältig aussehen: sitzen, liegen, gehen, tanzen, etc. Es kann aber sehr interessant sein, sich darauf einzulassen und es auszuprobieren – und zu erforschen, weshalb man denkt, das sei « nichts für mich ». Es gibt umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zu den positiven Auswirkungen von Meditation auf das allgemeine Wohlbefinden und auf die mentale Gesundheit
Kann Achtsamkeit mir helfen, die Gedanken abzustellen?
Unser Gehirn denkt, so wie unser Herz schlägt und unsere Lungen atmen. Wir können die Gedanken nicht davon abhalten, da zu sein – sie entstehen einfach. Wir können aber mit Hilfe von Achtsamkeit lernen, mit den Gedanken, die da sind, sinnvoller und selbstbestimmter umzugehen und selbst zu entscheiden: Welcher Gedanke ist hilfreich und wert, weiterzuspinnen? Und welcher nicht?
Warum ist Multi-Tasking ein Problem?
Das Problem ist, dass das menschliche Gehirn nicht fähig ist, mehrere Dinge gleichzeitig zu verarbeiten. Wir sind zwar oft der Meinung, dass wir das gut machen, aber unser Gehirn schaltet in Wirklichkeit ständig zwischen den Aufgaben hin und her. Das ist ermüdend und auch sehr fehleranfällig. Zudem sind wir gedanklich bei keiner der Aktivitäten ganz da und verpassen ganz viel Nuancen.
Sollte man also non-stop achtsam sein?
Kein Mensch kann oder muss non-stop achtsam sein. Es ist ein ständiges Wechselspiel zwischen Autopilot/in Gedanken sein, dann wieder wach und bewusst – und dann wieder abgelenkt und in Gedanken. Mit Übung werden die Phasen der achtsamen Lebensweise länger und es wird einfacher zu bemerken: « Jetzt war ich gerade gedanklich total abwesend. Was hast du gesagt? »
Bin ich nach einem Kurs ein achtsamer Mensch?
Das hängt ganz besonders davon ab, wieviel von dem, was im Kurs besprochen wird, in das eigene Leben übertragen und dort ausprobiert wird. Achtsamkeit ist eine Praxis, die man ausüben muss, damit sie wirkt. Das Leben wird weiterhin herausfordernd sein, aber mit Hilfe der Achtsamkeit wird es einfacher werden, damit umzugehen – und die schönen Momente wirklich zu erleben. Je mehr man übt, desto mehr Auswirkungen wird die Praxis haben.
Best practices / Übungen zum Ausprobieren
Thematisch verwandte Angebote und Ressourcen des IFEN
Weiterbildungen
Im Weiterbildungskatalog des IFEN finden sich eine Vielzahl von verschiedenen Formaten und Themen, die sich rund um die Themen „Achtsamkeit“ und „Wohlbefinden in der Schule“ drehen.
Hier sind ein paar Beispiele für Schlagworte, die in die Suchmaske eingegeben werden können, um entsprechende Kurse zu finden:
Achtsamkeit, Stressbewältigung, achtsam, Wohlbefinden, Selbstfürsorge, Self-Care, Bien-être, Resilienz, résilience, mindful, Meditation, Entspannung, Ruhe, innehalten
Weitere Ressourcen
Es gibt eine Vielzahl von Konzepten, Themen und individuellen Projekten, die das Thema „Achtsamkeit und Wohlbefinden“ im Bildungsbereich als Schwerpunkt haben. Die folgende Linksammlung zeigt, wie vielfältig die Möglichkeiten sind und wo die Forschung ihre Schwerpunkte hat. Außerdem gibt es Beispielvideos über einzelne Projekte und Schulen in Luxemburg.
IFEN – Literaturlisten
Externe Webseiten
Abschluss
Das Thema „Achtsamkeit und Wohlbefinden“ kann auf vielfältige Weise in den Unterricht integriert werden. Dabei ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, ob es sich um ein individuelles Anliegen einzelner Lehrpersonen handelt oder ob es zur Grundausrichtung einer ganzen Gruppe oder gar einer Schule werden soll.
Die hier vorgestellten Tipps und Beispiele sollen als Anregung und Ausgangspunkt für den eigenen Weg dienen.
Fangen Sie einfach an, vernetzen Sie sich und gehen Sie einen Schritt nach dem anderen.
