Social Distancing unter der interkulturellen Lupe
(Code : A-d-52)
Kontext / Contexte
Die von den Regierungen beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie standen weltweit unter dem Schlagwort des «Social Distancing», welches aus linguistischer Sicht missverständlich ist, da hier physischer mit sozialem Kontakt gleichgesetzt wird.
Physische Distanz im Alltag, auf der Straße, in öffentlichen Räumen und in Schulen zu halten, ist jedoch nicht für alle gleich unangenehm und schwer. Menschen aus sogenannten Nicht-Kontaktkulturen, in denen die Komfort-Distanz im Alltag eine wesentliche Rolle spielt, finden vielleicht sogar Gefallen am Abstand zu ihren Mitmenschen, an weniger Körperkontakt und den wegfallenden Begrüßungsritualen. Für Schüler aus sogenannten Kontaktkulturen, in denen die menschliche Nähe wichtig für das allgemeine Wohlbefinden ist, kann die fehlende körperliche Nähe zu den Mitmenschen zu starker Unbehaglichkeit und negativen Gefühlen führen, da essentielle Bedürfnisse nicht befriedigt werden (dürfen).
Globale Nachhaltigkeit und der Respekt von Menschenrechten sind zentrale Arbeitsfelder der ASTM und fester Bestandteil entwicklungspolitischer Bildungsarbeit. Individuelle kulturelle Hintergründe des Zielpublikums spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle: Sie zu verstehen und einzubinden ist die Basis einer optimalen Lernsituation und funktionierender partizipativer Prozesse mit allen Beteiligten. Dazu sind umfangreiche Kenntnisse über kulturelle Besonderheiten und unterschiedliche gesellschaftliche Rollenmodelle erforderlich.
Bewusstseinsbildung zur Übernahme globaler Verantwortung auf individuellem und gesellschaftlichem Niveau - unabhängig vom Themenbereich - kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten sich ihrer eigenen Rolle bewusst werden und ihrem kulturellen Hintergrund dabei Rechnung getragen wird. Diese Fortbildung bietet die Grundlagen für Lehrpersonal, um sich selbst und Jugendlichen einen kritischen Blick im Bezug auf kulturelle Diversität zu ermöglichen, insbesondere im Hinblick auf eine Optimierung der Lernsituation sowie eines ganzheitlichen und persönlich wertschätzenden Ansatzes zur Einbindung von Vielfalt.
Zielsetzung / Objectifs
Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen:
- Nähe-Distanz Dimension nach Hofstede
- das Konzept der persönlichen Komfortzone
- Unterschied von Kontakt- und Nicht-Kontakt-Kulturen
- die Bildungsaktivitäten der ASTM im Bereich “Globales Lernen“, die die gerade erworbenen Kenntnisse vertiefen und ergänzen.
Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage:
- sich aktiv mit vorurteilsbewusster, inklusiver und ressourcenorientierter Haltung auseinanderzusetzen
- Bedarfe und Belastungen zu erkennen, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln
- Sicherheit zu vermitteln: Wissen und Impulse, Handwerkszeug
- das Phänomen „Kultur“ und seine Ausprägungen kritisch, aber mit einer positiven Haltung zu hinterfragen
- die eigene Rolle und Verantwortung in der Vermittlung kulturspezifischer Inhalte zu analysieren
- Perspektivenwechsel zwischen Zugehörigen unterschiedlicher Kulturen zu vollziehen und anzustoßen
- das Thema „Kulturelle Identität“ fächerübergreifend und praktisch in den Lern- und Lebensbereich ihrer Zielgruppe zu „übersetzen“ und zu integrieren (Gestaltungskompetenz).
Haltung
Die Teilnehmer/-innen:
- verstärken die Dialog- und Kooperationsfähigkeit im interkulturellen Kontext
- können die eigenen Bedürfnisse verstehen und akzeptieren
- zeigen Verständnis für eigene und fremde Prägungen, Denk- und Wahrnehmungsmuster
- werden für die Komplexität und die Bedeutung des individuellen kulturellen Hintergrundes im Rahmen gesellschaftlicher Prozesse sensibilisiert
- reflektieren verschiedene Perspektiven von Kultur
- sehen gesellschaftliche und politische Transformationsprozesse vor dem Hintergrund kultureller Unterschiede.
Inhalt / Contenu
Der Workshop möchte anhand interaktiver Spiele, Rollenspielen und Simulationen zu einem Perspektivenwechsel anregen und den TeilnehmerInnen ermöglichen, die aktuelle Situation aus interkultureller Sicht zu analysieren. Hierbei soll die Nähe-Distanz Kulturdimension nach Hofstede den theoretischen Rahmen bilden.
Die neuen Abstandsregeln sind nicht nur für die Schüler*innen sondern auch für die Lehrer*innen eine zusätzliche Belastung und greifen in gewohnte Abläufe ein. Um mit diesen Veränderungen bewusst und selbstachtend umzugehen, ist es essentiell die aktuelle Situation zu reflektieren, aus Sicht der Schüler*innen und aus persönlicher Sicht. Die eigene Position zu reflektieren hilft auch sich auf einen Perspektivenwechsel einzulassen und andere „Normalitäten“ besser zu verstehen.
Dieser Workshop soll jedem Teilnehmenden die Möglichkeit und Zeit zur Selbstreflexion geben und anschließend Handlungsoptionen für den bewussten Umgang mit der Maßnahmen zur Reduzierung des physischen Kontakts bereitstellen.
Ablauf
1. Begrüßung und Agenda
2. Begrüßungssimulation + Debriefing
3. Distanzspiel
4. Social Distancing und Ich - Kulturschocksimulation
5. Kulturdimension Nähe-Distanz
6. Mein Bewegungsradius-Einzelarbeit mit anschließender Präsentation
7. Critical Incidents – Handlungsstrategien entwickeln
8. Abschlussrunde
Themenbereiche:
=> Perspektivenwechsel
=> Nähe-Distanz
=> Kulturdimensionen
=> Menschenrechte
=> Stereotype
=> Nachhaltigkeit
=> Nachhaltigkeit
=> das Eigene und das Fremde:
=> Thematisierung von Fremdheit & Stereotypen
=> Definition von Interkultureller Kompetenz und ihren wesentlichen Aspekten
=> kulturelle Wahrnehmung:
=> Bewusstmachung der eigenen kulturellen Brille
Arbeitsformen / Approche méthodologique
Praktische Einzel- und Gruppenübungen wechseln sich mit Diskussionen und Präsentationen ab und werden ergänzt durch Formate wie Rollenspiele, Positionierungen und Lernstationen.
Referent, Referentin / Formateur, formatrice
Cédric Reichel, Master in Mediation und Konfliktmanagement, Magister in Internationales Informationsmanagement; Referent für Interkulturelle Kommunikation und Globales Lernen bei ASTM
Birgit Engel, Dipl.-Geografin/ Bildungsreferentin der ASTM und Trainerin für Globales Lernen
Remarques / Anmerkung
In den Rollenspielen und Simulationen können die Teilnehmenden mit sich selbst, ihren Werten und impliziten Annahmen konfrontiert werden. Eine Bereitschaft diese eventuell produzierten Emotionen zuzulassen und sie zu akzeptieren wird vorausgesetzt ebenso wie die Bereitschaft verantwortungsvoll mit den vom Moderator und den teilnehmenden geteilten Beispielen und Erfahrungen umzugehen.
Termin / Date et horaire
Groupe A
Modalité : | Présentiel |
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Date : | le mardi 6 octobre 2020 de 15 à 19 heures |
Lieu : | CITIM Centre d'Information Tiers Monde - Erdgeschoss, Dokumentationszentrum |
Nombre max. de participants : | 15 |
Places disponibles : | 0 |
Statut de la formation : | Formation annulée |
Délai d'inscription : | - |
Public cible
Contexte professionnel : | [ES] Enseignement secondaire [FP] Formation professionnelle [EPS] Prise en charge éducative et psycho-sociale |
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Catégorie de fonction : | Personnel enseignant Personnel éducatif et psycho-social |
Informations complémentaires : | Personnel enseignant et éducatif |
Praktische Hinweise / Informations pratiques
Langue(s) : | luxembourgeois, allemand |
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Informations : | Institut de formation de l’Éducation nationale |
Organisation : | formation organisée en coopération avec Action Solidarité Tiers Monde (ASTM) |