Elternarbeit im Kontext von Inter- und Transgeschlechtlichkeit

Kontext / Contexte

Die Zuweisung eines (binären) Geschlechtes bei der Geburt scheint ebenso den Erwartungen unserer Gesellschaft zu entsprechen, wie die Vorstellung, dass ein Kind dieses Geschlecht als das Seinige betrachtet. Was ist jedoch, wenn ein Kind körperliche Merkmale beider Geschlechter aufweist oder wenn es die Geschlechtszuweisung für sich nicht annimmt, ablehnt oder uns Erwachsene anderweitig durch sein Verhalten in unseren Vorstellungen stört? Was ist, wenn ein als weiblich zugewiesenes Kind sagt, dass es ein Junge ist? Was ist, wenn ein als Junge zugewiesenes Kind sich wie die Mädchen verhält, sich entsprechend kleidet und die Mädchenumkleidekabine zum Sport nutzen möchte? Wie reagieren die anderen Kinder? Was ist, wenn der Vater eines Kindes zum Elternabend als Frau erscheint, wenn aus der Klassenlehrerin der Klassenlehrer wird? Wie können Eltern mit diesen und vergleichbaren Situationen umgehen? Was tun, wenn Eltern anderer Kinder oder auch Jugendlicher erstaunt oder irritiert sind.
Diese und weitere Fragen werden während der Veranstaltung aufgegriffen, analysiert und diskutiert. Zudem werden verschiedene Herangehensweisen vorgestellt und ihre Einflüsse auf Kinder / Jugendliche besprochen.

Zielsetzung / Objectifs

Wissen
Die Teilnehmer/-innen kennen:
- den Unterschied zwischen Geschlecht und Sexualität
- den Unterschied zwischen Inter- und Transgeschlechtlichkeit
- Basisaspekte bzgl. Inter- und Transgeschlechtlichkeit
- den bedürfnisorientierten Umgang mit inter- und transgeschlechtlichen Menschen und ihren Familien
- die Risiko- sowie Schutzfaktoren für diese Menschen
- die Lebenssituation von inter- und transgeschlechtlichen Menschen in Luxemburg.

Fähigkeiten
Die Teilnehmer/-innen sind in der Lage:
- einen bedürfnisorientierten und respektvollen Umgang mit inter- und transgeschlechtlichen Menschen und ihren Angehörigen zu pflegen
- die Bedürfnisse dieser Menschen zu erkennen und diesen Rechnung zu tragen
- Maßnahmen, um einen Schulalltag der von gelebter Inklusion geleitet wird, zu entwickeln.

Haltung
Die Teilnehmer/-innen:
- reflektieren ihre Haltung zu den Themen Geschlechter, Geschlechternormen und Stereotypen
- entwickeln einen bedürfnisorientierten Umgang.

Inhalt / Contenu

Professionelle aus dem Schulbereich aller Schultypen sollen in die Lage versetzt werden, mit Eltern, die über unterschiedliche Kenntnisse und Erfahrungen mit menschlicher Inter- und Transgeschlechtlichkeit verfügen, darüber zu sprechen, Wissen zu vermitteln, Fragen zu beantworten und mögliche Ängste zu nehmen. Dabei geht es u.a. auch um die Vermittlung des Ansatzes der Chancengleichheit für alle Kinder, Nicht-Diskriminierung und Akzeptanz menschlicher Vielfalt sowie um die Vermittlung des offenen Umgangs mit den Themen Inter- und Transgeschlechtlichkeit im Schulalltag. Es werden Einblicke in konkrete Herausforderungen und Lebenssituationen, insbesondere im schulischen Alltag, sowie in Erfahrungen einiger Familien gewährt. Ein Schwerpunkt liegt zudem in dem Erkennen von ersten Zeichen von Normalisierungsversuchen (auch unter den Kindern) und deren Folgen. Zudem werden spezielle Situationen von Kindern mit einem transgeschlechtlichen Elternteil und ihren Bedürfnissen aufgegriffen.

Arbeitsformen / Approche méthodologique

- Kurzer Einführungsvortrag
- Vermittlung des Status Quo in Luxemburg anhand von Erfahrungsberichten und Veröffentlichungen, eventuell Zeigen von Filmausschnitten mit anschließender Diskussion
- Gruppenarbeit.

Referent, Referentin / Formateur, formatrice

Erik Schneider, Dr., Arzt, Formateur
Magali Ott, Formatrice

Remarques / Anmerkung

Einbringen von Kenntnissen aller Art (ggf. auch aus den Medien z.B.) sowie eigener Erfahrungen hilfreich.