Bildungssprache – Schulsprache – Fachsprache – Mehrsprachigkeit

Die Schulsprache entwickelt sich von der Alltagssprache über die inoffiziellen zur offiziell-formalen Sprache (formales Register) und überschneidet sich schließlich mit der Bildungssprache, sie enthält neben der Sach- und Fachsprache die organisatorische Unterrichtskommunikation (classroom language, langue de l‘école). Die Bildungssprache ist ihrerseits nicht auf eine Domäne (auf eine Sozialkonstellation, auf ein Fach, auf einen Handlungsbereich) beschränkt wie Fach- und Schulsprache, sondern breit zugänglich für alle, die sich Orientierungswissen, explizites systematisches Wissen über die Welt verschaffen wollen (und können). Das geschieht über Elternhaus, Bildungsinstitutionen, die soziale Gruppe oder Berufsgruppe, über Lektüre. Die Bildungssprache ist breiter und präziser als die Alltagssprache, offener als die Fachsprache und steht daher zwischen beiden, sie vermittelt zwischen ihnen. Mit ihr können anspruchsvolle Zusammenhänge sprachlich durchdrungen und bearbeitet werden. Sie ist überregional, häufig vom Situationskontext gelöst und abstrakt. Die höhere Bildung will und soll zu dieser Bildungssprache hinführen.

Im Bewusstsein, dass die Bildungssprache als kulturelles Kapital nicht für alle Schülergruppen von Hause aus verfügbar ist, werden Lehrpersonen die Schüler/-innen sensibel an die Bildungssprache heranführen. Besondere Anstrengungen sind dabei für Kinder anderssprachiger Herkunft vonnöten.

Es stellt sich die Frage, ob Sprachkompetenzen, die in einer Sprache erworben werden, sich automatisch auf andere Sprachen übertragen als durchgehendes mehrsprachiges kulturelles Kapital. Es ist plausibel, dass schon vorhandene Sprachkompetenzen einer Sprache in neu zu erwerbende Sprachen eingebracht werden, weil der Sprecher die neue Sprache auf seinem intellektuellen Niveau mit den zugehörigen Sprachmitteln lernt; allerdings ist dies nicht durch Untersuchungen erwiesen. Rückwirkend (z.B. von der Bildungssprache Deutsch auf die Familiensprache Italienisch) ist es wenig wahrscheinlich und differenzierter zu sehen. Lernbiografien zeigen, dass sprachliche Bildung z.B. in Deutsch nicht automatisch auf die Familiensprache z.B. Italienisch zurückwirkt, sondern die Sprachmittel dazu müssen eigens erworben werden.

>> Integrierte Mehrsprachigkeit

Das Institut de formation de l'Education nationale empfiehlt die folgenden Weiterbildungsangebote: